Prozess
(von lateinisch procedere, voranschreiten)
Nach ISO-9000: »Ein Prozess ist ein System von Tätigkeiten, das Eingaben mithilfe von Mitteln in Ergebnisse umwandelt.« Anmerkung 2 dieser Norm lautet: »Prozesse in einer Organisation sind üblicherweise geplant, werden unter beherrschten Bedingungen durchgeführt, um Mehrwert zu schaffen.« In der Praxis taucht bei der Beschäftigung mit SOA sehr schnell die Frage nach dem geeigneten Vorgehen oder dem passenden Prozess auf. In diesem Teil gehen wir darauf ein, welche Aspekte Sie in Ihrer eigenen Konzeption und Planung von SOA berücksichtigen sollten. Eines möchten wir für diesen Teil des Buches besonders deutlich klarstellen: Wir können Ihnen hier keinen garantiert richtigen Prozess für Ihre SOA-Initiative aufzeigen, sondern lediglich auf die wichtigen Aspekte hinweisen, die Sie für Ihren eigenen (unternehmensspezifischen) Prozess beachten sollten.
Wir erörtern diejenigen Aspekte, die sich mit dem »Vorgehen im Großen« bei SOA beschäftigen. Wichtige Schwerpunkte sind hier die möglichen Wege zur Identifikation von Services, die Einführung von SOA in Unternehmen und die Auswirkungen von SOA auf Entwicklungsprozesse. Im Einzelnen finden Sie hier folgende Beiträge:
Carsten Kleiner und Jürgen Dunkel gehen in Kapitel 7 der Frage nach, wie Sie eine SOA überhaupt in einem Unternehmen einführen können? Sie geben die Antwort am Beispiel der Einführung serviceorientierter Architekturen bei Finanzdienstleistern. Sie selbst sollten sich diese Frage beantworten, bevor Sie das erste SOA-Projekt starten und bevor Sie einen SOA-Entwicklungsprozess definieren.
Thomas Müller erläutert einen Weg zu guten Services. In Kapitel 8 motiviert er, warum Services primär fachlich ausgerichtet sein sollten und wie Services, ausgehend von geschäftlichen Anforderungen, überhaupt identifiziert werden können. Der von ihm vorgeschlagene Prozess ist übrigens praxiserprobt: Er wird in einem Unternehmen der Telko-Branche in genau dieser Form umgesetzt.
Viele Unternehmen verfügen bereits über funktionierende Anwendungen auf Basis objektorientierter Technologien. Für diese Fälle erläutern Dirk Tschierschke und Thilo Mezger die Evolution vom Objektmodell zur serviceorientierten Komponentenarchitektur (Kapitel 9). Identifizieren Sie prozesso- rientierte Komponenten und erhalten Sie sich dabei viele Vorteile objektorientierter Paradigmen, optimieren aber gleichzeitig die lose Kopplung.
Eine mögliche Strategie zur Einführung von SOA lautet: Klein beginnen und evolutionär wachsen. In Kapitel 10 beschreibt Michael Mahlberg , wie aus der bescheidenen Anforderung nach nur wenigen fachlichen Services über die Zeit eine umfassende SOA entstehen kann.
Den garantiert richtigen Prozess für alle Lebenslagen können wir nicht bieten, dafür aber zeigt Dierk Pingel in Kapitel 11 ein Beispiel für einen möglichen und erfolgversprechenden Entwicklungsprozess auf. Sie finden darin Analyseund Designaktivitäten, die Konstruktion von SOA-Domänen sowie den (wichtigen!) Übergang zu Realisierung und Test exemplarisch aufgezeigt – wichtige Hinweise für Ihren eigenen (spezifischen) SOA-Prozess.
Jede Wirtschaftlichkeitsbetrachtung von SOA stellt die Nutzenpotenziale hoher Standardisierung und kontinuierlicher Optimierung heraus. Ein verbreiteter Ansatz, Standardisierung, Prozessverbesserung und -steuerung zu systematisieren, ist das Capability-Maturity-Model (→CMMI). Es dient großen Unternehmen als Instrument der Professionalisierung der Softwareentwicklung. Thorsten Janning zeigt Ihnen in Kapitel 12, wie Sie durch die Kombination von SOA und CMMI auch hohe Reifegrade Ihrer Prozesse erzielen können.
Zusammenhang zu anderen Teilen
Der Teil IV »Methode« dieses Buches fokussiert auf dem Vorgehen im Kleinen und erläutert spezielle Aspekte des Vorgehens. Sie finden dort beispielsweise Beiträge zur Beschreibung von Services, zu testgetriebener (Software-)Entwicklung von Services oder zum Zusammenhang von SOA und Qualität. Kapitel 19 beschreibt den Prozess von der Geschäftsarchitektur zur SOA aus Sicht von Governance-Überlegungen. Diese Perspektive ist für die Konzeption, Gestaltung und insbesondere Umsetzung von SOA-Prozessen wichtig und interessant.
Im Praxisteil (Teil X) finden Sie unter anderem das methodische Vorgehen in SOA-Projekten der BV Risk Solutions, einem Unternehmen des Bundesverbandes Deutscher Banken (Kapitel44), erläutert. Im Teil Betrieb (Teil VIII) zeigen wir einige Aspekte von Betriebs- und Administrationsprozessen (Kapitel 37) sowie ITIL-Prozessen (Kapitel 36) auf.